Örtlich und zeitlich flexible Arbeit im Informations- und Dienstleistungssektor: Sind neue Formen der Autonomie eine Anforderung oder eine Ressource?
Flexible Arbeit, Autonomie und Entgrenzung
Die Arbeitswelt verändert sich laufend. Die Transformation von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft ist mit Entwicklungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) verbunden und hatte weitreichende Folgen für Individuen: Das Leben wird schneller, flexibler und komplexer.
Die Nutzung von IKT ermöglicht es insbesondere in der Wissens- und Büroarbeit Aufgaben zeit- und ortsunabhängiger zu erledigen. Mechanismen der Beschleunigung und Flexibilisierung führen zu einer zunehmenden Auflösung der Grenzen (Entgrenzung) zwischen Erwerbsarbeit und privaten Lebensbereichen wie der Familie bzw. dem Haushalt.
Dieses Forschungsprojekt ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit des Bereichs Arbeits- und Organisationspsychologie mit dem Bereich Arbeitssoziologie der Universität Wien. Es beschäftigt sich mit dem Einfluss IKT-gestützter flexibler Erwerbsarbeit in den Dimensionen Zeit, Ort, Leistung und Zusammenarbeit auf die Identitätsbildung, die Selbstkontrolle, das Wohlbefinden und die Erholung sowie die Organisation des Haushalts der Beschäftigten (inkl. familiärer Aufgaben wie z.B. Kinderbetreuung). Weiters wird untersucht, welche besonderen Ressourcen und Fähigkeiten Beschäftigte unter flexiblen Arbeitsbedingungen haben bzw. erlernen sollten, damit diese ihr Leben allgemein als übersichtlich und kontrollierbar wahrnehmen können. Dabei werden Beschäftige mit unterschiedlich flexiblen Arbeitsbedingungen und CrowdworkerInnen, bei denen eine extreme Entgrenzung auftritt, berücksichtigt und verglichen.
Dieses Forschungsprojekt ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit des Bereichs Arbeits- und Organisationspsychologie mit dem Bereich Arbeitssoziologie der Universität Wien. Es wird erforscht, welche Folgen die Entgrenzung der Erwerbsarbeit durch IKT hat für…
- die Organisation von unbezahlter Haushaltsarbeit?
- die Identitätsarbeit (v.a. hinsichtlich arbeitsbezogener Teilidentitäten)?
- das psychische Wohlbefinden (emotionale Erschöpfung, mentale Erholung)?
- die notwendigen personalen Ressourcen? Können Selbstkontrolle und aktives Grenzmanagement negativen Effekte von Entgrenzung durch IKT auf das Individuum abschwächen?
Daten und Fakten
- Laufzeit: 10/2017-09/2020
- Finanzierung: DOC-team Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- ProjektmitarbeiterInnen (Prae-Docs): Benjamin Herr und Dominik Klaus (Universität Wien, Fakultät für Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie), Edo Meyer und Julia Schöllbauer (Universität Wien, Fakultät für Psychologie, Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft)
- Betreuer: Jörg Flecker (Universität Wien, Fakultät für Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie), Christian Korunka (Universität Wien, Fakultät für Psychologie, Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft, Arbeits- und Organisationspsychologie)